Meine erste Bekanntschaft mit Network: Tupperparties
Als ich ca. 20 Jahre alt war und frisch verheiratet, wurde ich zum ersten Mal von einer Kollegin auf eine Tupper-Party eingeladen. Es war meine erste Erfahrung und Homeparty im Bereich Direktvertrieb. Ich hatte zuvor noch nie etwas von dieser Branche, von Network-Marketing, gehört. Damals gab es einen großen Tupper-Boom, denn es gab keine vergleichbare Ware auf dem Markt, und irgendwer kannte immer irgendwen, der eine Tupper-Party veranstaltete. So tingelte ich im Laufe der Jahre durch viele Tupper-Abende, und mein Tuppergeschirr-Berg wurde immer größer. Heute, nach zum Teil über 40 Jahren, besitze ich immer noch vieles davon. Aber das nur nebenbei.
Ich hatte zwar wohl auf dem Bestellformular das Kästchen zum Ankreuzen gesehen, dass man sich als Beraterin bewerben kann. Da ich aber berufstätig war, dachte ich, das ist hauptsächlich etwas für Mütter mit Kindern. Damals wäre es mir nie in den Sinn gekommen, neben meinem Job als Verwaltungsbeamtin noch einen zusätzlichen Job zu machen. Ich wurde von keiner einzigen Tupperberaterin je belabert oder belästigt von wegen, ich solle doch auch als Beraterin tätig werden. Insofern habe ich in dieser Zeit nie negative Erfahrungen mit aufdringlichen NetworkerInnen gemacht.
Mein erstes großes MLM-Event
Einmal, das dürfte ca. 1978 gewesen sein, hatte uns die damalige Lebensgefährtin eines guten Freundes zu einer größeren Veranstaltung der Firma Tupper eingeladen. Es war mein erstes Event dieser Art und ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartete. Es wurden viele Reden gehalten, verschiedene Preise und Titel vergeben, und alle jubelten, wenn wieder eine weitere Beraterin auf die Bühne gerufen und dort ihr Erfolg bekannt gegeben wurde. Ich fand das alles sehr befremdlich, es war eine unbekannte Welt. Am Ende wurde das Licht im Saal abgedunkelt, und alle Beraterinnen standen mit einem Kerzchen in der Hand auf der Bühne. Der Beifall und Jubel wollte kein Ende nehmen. Ich fand es lächerlich. Hilfe, wo war ich da nur hineingeraten? Dieses Bild, mit den Beraterinnen und den Kerzchen in ihrer Hand, habe ich nie vergessen, ich sehe es heute noch genau vor mir.
Auftritt des Superstars
Aber, es gab ja noch ein Highlight. Es war noch ein Star angekündigt, ein Sänger, bekannt aus Rundfunk und Fernsehen. Ich hatte Jürgen Marcus, Roy Black, Rex Gildo oder so jemanden erwartet, das waren damals bekannte Sänger aus dem Fernsehen. Endlich, nachdem die fleißigen Tupper-Damen mit ihren Kerzchen die Bühne geräumt hatten, wurde der „Star“ angekündigt. Ich weiß nicht mehr den genauen Namen, irgend so etwas wie Franz oder Sepp. Nennen wir ihn einfach Sepp. Sepp kam mit einer Gitarre in der Hand auf die Bühne und trällerte einige Volkslieder. Ich hatte von Sepp bisher weder etwas gehört noch gesehen. Ich kannte nur die „Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck, oder „Disco“ mit Ilja Richter. Den Sepp hatte ich dort noch nie gesehen.
Fazit dieses Abends: Das ist nichts für mich
Nach diesem Abend, diesem dubiosen MLM-Event, war mir klar, Tupper-Beraterin zu werden, ist für mich keine Option. Ich war jung, ich hatte mein festes Einkommen, und ich wollte meine Freizeit genießen. Dinge tun, die mir Spaß machen, tanzen gehen, ein Eishockeyspiel besuchen usw. Diese Tupper-Veranstaltung hatte sich irgendwie fest in meinem Gedächnis eingebrannt und er war Auslöser für meine Jahrzehnte dauernde Meinung, die ich über Network-Marketing hatte: Das ist nichts für mich.